Vorlesen, warum eigentlich?

Wer ist nicht gern, bisweilen, auf der Bühne? Die eigenen Worte zu hören, die Eitelkeit, ist das eine. In Kommunikation, aus der Einsamkeit des Schreibens zu treten, das andere. Der Kommerz, das Verkaufen des Buches, das Dritte, zweifelsohne.

Die Ästhetik, die Freundschaft und der Markt bestimmen den Ort. Das WeloWerk sei so sauber wie eine Zahnarztpraxis, meint ein Freund. Bim Coifför sitze ich auf einem Stuhl, der so alt ist wie ich, 57. Teo Jakob war ein Kunstsammler und ich trage eine Optik Stocker-MAUI-Brille, nicht beim Vorlesen, dafür in der Sonne. Und oberhalb der Bel Étage in Solothurn habe ich einmal gewohnt, im dritten Stock. 

Die Velomechanikerin, der Friseur, der Möbelhändler, die Optikerin und der Kolonialwarenhändler sind meine Freunde, für die DEZA habe ich gearbeitet, gelegentlich. Vor Fremden möchte ich nicht vorlesen, vor ihren Kundinnen schon. So erschliesse ich mir ein Publikum, das meinen Lesekreis und Horizont erweitert. Nach einer Lesung im Optik-Laden empfiehlt mir ein Blinder, den Esposo. Ein Ehemann in Quito auf Band zu sprechen, was ich tun werde. 

Wirklich frei beim Vorlesen bin ich, wenn das Buch bislang nicht fertig, ein Manuskript ist. Statt zu kaufen, was bisher nicht erhältlich ist, lade ich die Zuhörenden ein, zu spenden für Menschen in Myanmar, die als Folge von Diktatur und Krieg leiden. Das wiederum ist das Thema von Thanaka. Ein Burmesischer Schleier.